23.03.2018

Trinkwasser-Verkeimung: Erste Ergebnisse liegen vor

Nach der Verunreinigung des Schwenninger Trinkwassernetzes durch coliforme Keime im August 2017, ist die Ursachenforschung nun in einem ersten Schritt weitgehend abgeschlossen.

Bild: R_by_Maren Beßler_pixelio.de

Die Stadtwerke Villingen-Schwenningen GmbH (SVS) hatte während des vom Gesundheitsamt auferlegten, elftägigen Abkochgebots das unabhängige Technologiezentrum Wasser (TZW) aus Karlsruhe mit der Ursachenerkundung beauftragt. SVS-Geschäftsführer Ulrich Köngeter berichtet: „Der erste Teil der Ursachenforschung hat nun ein halbes Jahr in Anspruch genommen. Die Experten des TZW und der SVS waren gemeinsam mit dem Gesundheitsamt häufig vor Ort und haben das Schwenninger Trinkwassernetz genauestens untersucht.“ Das Ergebnis nach dieser ersten intensiven Suche: „Das TZW konnte bislang keine definitive und belastbare Aussage zur eigentlichen Ursache der Verkeimung mitteilen“, informiert Ulrich Köngeter. Dieses Ergebnis deutet aller Wahrscheinlichkeit nach auf die bereits zu Beginn der Trinkwasser-Verkeimung erwogene Hypothese des Klimawandels hin.

Während der ersten Ursachenforschung wurden mehrfach Wasserproben entnommen, die zu keiner weiteren Zeit – außer im August 2017 – coliforme Keime aufgewiesen haben. „Nachdem diese Proben ohne Befund waren, haben wir in enger Abstimmung mit dem TZW und der uns übergeordneten Aufsichtsbehörde, dem Gesundheitsamt, entschieden, die Chlorung des Trinkwassernetzes abzusetzen – wir sind also zum Ausgangszustand vor dem 17. August 2017 zurückgekehrt.“ Die Auswertungen seither haben keine Auffälligkeiten ergeben.

Den Anlass, warum die SVS nun die Chlorung des Trinkwassernetzes eingestellt hat, begründet SVS-Geschäftsführer Ulrich Köngeter damit, dass für Trinkwasserversorger das so genannte Minimierungsgebot gilt. Dieses besagt, dass das Trinkwasser so ursprünglich wie möglich belassen werden und nicht verändert werden sollte. „Mit dieser Entscheidung tragen wir das Risiko, dass ein vergleichbarer Fall gegebenenfalls in den Sommermonaten wieder auftreten kann“, sagt Ulrich Köngeter. Er zeigt zugleich einen Vorteil auf: „Hätten wir die dauerhafte Chlorung des Trinkwassernetzes beibehalten, hätten wir keine Chance mehr gehabt, einer möglichen Ursache auf den Grund zu kommen“, so der SVS-Geschäftsführer. „Außerdem würden wir eine mögliche Störung in unserem Trinkwassernetz nicht bemerken und könnten dieser nicht auf den Grund gehen.

Mit diesem ersten Zwischenfazit ist die Zusammenarbeit zwischen SVS und TZW jedoch nicht vorüber. Gemeinsam werden weitere Optimierungsmaßnahmen im sowieso sehr modernen und intakten Trinkwassernetz erarbeitet und vorgenommen. „Natürlich immer in enger Absprache mit dem Gesundheitsamt und unter Berücksichtigung der Trinkwasserverordnung 2018 sowie der Entwicklungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie“, unterstreicht SVS-Geschäftsführer Ulrich Köngeter.

Der Leiter des Gesundheitsamts des Schwarzwald-Baar-Kreises, Dr. Jochen Früh, unterstützt die Absetzung der Chlorung unter der Voraussetzung dass die Untersuchungsergebnisse im Netz weiterhin ohne auffälligen Befund verlaufen. „Um dem Minimierungsgebot zu folgen, halte ich die Entscheidung für richtig, die Chlorung zunächst abzusetzen. Jedoch möchte ich nochmals eindringlich betonen: Chlor ist ein aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation WHO für den menschlichen Organismus unschädliches Desinfektionsmittel für Wasser.“

Die SVS wird dennoch wie geplant Chlordosierungsanlagen in den Wasserspeichern des Versorgungsgebiets installieren. Diese sind nicht in Funktion, sondern dienen nur dazu, um für einen möglichen weiteren Fall vorbereitet zu sein.

SVS-Geschäftsführer Ulrich Köngeter unterstreicht die hohe Trinkwasserqualität in Deutschland: „Trinkwasser ist das am besten kontrollierte Lebensmittel. Die Trinkwasserversorger unterliegen strengen Richtlinien und Gesetzen, die sie einhalten müssen.“ Gleichzeitig werden die Laborverfahren immer besser und feiner, so dass auch die Analyse der Wasserproben immer genauer werde und mögliche Verunreinigungen aufgedeckt werden könnten.

„Mit der Rückkehr zum Ausgangszustand vor August 2017 leisten wir unseren Beitrag zum Weltwassertag“, sagt Ulrich Köngeter abschließend.

Rückblick:

Im August 2017 wurden bei Routinekontrollen im Schwenninger Wassernetz coliforme Keime entdeckt. Diese Keime sind nicht zu verwechseln mit den Durchfall erregenden E-Coli-Bakterien. Bei coliformen Keimen handelt es sich um Umweltkeime, wie sie in Blumenerde oder auf Zimmerpflanze vorkommen. Die Keime zeigen an, dass etwas mit dem Wassernetz nicht in Ordnung ist, sind für den gesunden Organismus nicht gefährlich.

Die SVS-Mitarbeiter haben nach Anordnung des Abkochgebots unverzüglich damit begonnen, das Wassernetz mit Chlor zu desinfizieren. Diese Maßnahme zeigte rasch Wirkung, so dass nach den vom Gesundheitsamt geforderten drei aufeinanderfolgenden Wasserproben keine coliformen Keime mehr im Wasser nachzuweisen waren und die Abkochanordnung aufgehoben werden konnte. Die SVS hat umgehend begonnen, zusammen mit dem unabhängigen Technologiezentrum Wasser das mehrere hundert Kilometer lange Wassernetz zu überprüfen. 26.000 Haushalte waren von dem Abkochgebot betroffen.

Um den Einwohnern von Villingen-Schwenningen die Situation so angenehm wie möglich zu gestalten, gab die SVS in einer freiwilligen Aktion insgesamt 309.888 Liter gratis Mineralwasser an die Betroffenen aus.