29.07.2022

»Eine unglaubliche Energie, die wir nutzen und bündeln sollten»

Der SVS-Konzern schließt das Geschäftsjahr 2021 mit einem Jahresüberschuss
von rund 4,17 Millionen Euro ab. Im Vergleich zum Vorjahr muss ein deutlicher Rückgang von rund 3,2 Millionen Euro verzeichnet werden. Die Stadt Villingen-Schwenningen erhält per Gewinnausschüttung rund 2,35 Millionen Euro. Geschäftsführer Gregor Gülpen stellt dem Gemeinderat erstmalig das Ergebnis für das Geschäftsjahr 2021 vor.

Herr Gülpen, Sie sind nun seit sieben Monaten Geschäftsführer des gesamten SVS-Konzerns und haben in dieser Funktion nun erstmals dem Gemeinderat den Jahresabschluss vorgestellt. Wie lautet Ihr Fazit über das Zahlenwerk 2021?

»Wir haben das Geschäftsjahr mit einem Überschuss von rund 4,2 Millionen abgeschlossen. Wir mussten zwar einen Rückgang von rund 3,2 Millionen Euro verzeichnen, können aber mit dem Ergebnis denke ich durchaus zufrieden sein. Schließlich gilt es alle Faktoren und Einflüsse in eine Bewertung mit einfließen zu lassen. Allen voran hat die Corona-Pandemie weiterhin deutliche Spuren hinterlassen. Durch die Phase des Lockdowns war insbesondere der Handel und das Hotel- und Gaststättengewerbe von den Einschränkungen betroffen. Auch die überall spürbaren Materialengpässe haben sich auf die Wirtschaftsleistung deutlich ausgewirkt. Das sind alles Faktoren, die natürlich auch bei einem Energieversorger spürbar werden und sich letztlich auf den Absatz auswirken. Gegen Ende des Jahres kamen noch entscheidende Faktoren hinzu, die zu dem Ergebnis geführt haben. Einige Discountanbieter haben die Energielieferung an ihre Kunden von heute auf morgen eingestellt, was zu einer regelrechten Preisexplosion auf den ohnehin schon angespannten Energiemärkten geführt hat. Die SVS ist als regionaler Energieversorger als sogenannter Grund- und Ersatzversorger der Rettungsanker für diese Kunden gewesen und hat diese weiterhin zuverlässig mit Energie versorgt. Allerdings musste zusätzlich Energie zu exorbitanten Preisen hinzugekauft werden, was sich direkt auf das Ergebnis 2021 noch ausgewirkt hat – das muss man klar sagen.»

In Summe waren es 11,7 Millionen mehr an Betriebsaufwendungen, die 2021 zu Buche geschlagen sind.

»Absolut und diese Zahl ist vor allem auf die stark gestiegenen Beschaffungspreise auf den Energiemärkten zurückzuführen. Die neuen Emissionshandelszertifikate sind mit einem Betrag von rund 3 Millionen Euro aufgeführt und natürlich sind die Kosten in weiteren Bereichen über das Jahr hinweg auch deutlich gestiegen.»

 

Kommen wir vom Ergebnis des Mutterkonzerns nun zu den Ergebnissen der Tochterunternehmen der SVS. Wie fällt hier Ihr Fazit aus?

»Die Töchter oder Beteiligungsunternehmen der SVS sind sehr unterschiedlich und dementsprechend muss man sich wie in einer Familie natürlich auch die Zahlen aus unterschiedlichen Blickwinkeln ansehen. Die SVS Beteiligungsgesellschaft mbH hat das Geschäftsjahr 2021 mit einem positiven Ergebnis von rund 1,16 Millionen Euro abgeschlossen. Die Kom9 GmbH& Co. KG, über die die SVS Beteiligungsgesellschaft an der Thüga AG beteiligt ist, konnte 2021 einen Ergebnisbeitrag von rund 1,5 Millionen Euro erwirtschaften. Die Thüga Erneuerbare Energien GmbH & Co. KG rund 52.000 Euro. Unser jüngstes Mitglied in der Familie, die SVS-Bau GmbH hat das Jahr 2021 mit einem Fehlbetrag von rund 153.000 Euro abgeschlossen. Die Bäder Villingen-Schwenningen GmbH (BVS), eine hundertprozentige Tochter der SVS, erwirtschaftete einen Jahresfehlbetrag von 2,37 Millionen Euro und lag damit auf dem Vorjahresniveau von 2,40 Millionen Euro. Gerade bei den Bädern hat auch die Pandemie einen sehr großen Einfluss auf das Ergebnis gehabt. In den ersten Monaten war ein regulärer Badebetrieb überhaupt nicht möglich, sodass die Badesaison erst mit der Freibadsaison im Kneippbad wirklich starten konnte.»

Blicken wir noch auf das aktuelle Jahr. Ihr erstes Jahr als Geschäftsführer der SVS ist ebenfalls geprägt von einer turbulenten Zeit, in der wir leben.

»Das kann man wohl behaupten und wir sehen gewaltige Veränderungen auf uns zukommen und müssen gemeinsam Herausforderungen bewältigen. Ich sehe aber nicht den Berg an Arbeit, der auf ein Unternehmen wie die SVS zukommt. Vielmehr sehe ich die Vielzahl an Chancen und Möglichkeiten, die sich der SVS als gesamtes Unternehmen mittel- und langfristig bietet. Das Thema Klimaneutralität hat an Dynamik gewonnen und überall ist hier nun Bewegung. Für uns als regionaler Energieversorger heißt das nun am Ball zu bleiben, weiter zu denken und den Menschen die passenden Lösungen anzubieten. Die Reduzierung von Gaslieferungen aus Russland haben gezeigt, dass wir uns unabhängiger machen müssen und neue Wege in der Energieerzeugung gehen müssen. Wir betrachten das Thema aber nicht auf internationaler oder nationaler Ebene – für uns ist es ein elementares Thema der nächsten Jahrzehnte hier vor Ort in Villingen-Schwenningen und der Region. Wir wollen die Menschen mitnehmen auf diesen Weg und die SVS ist der Ansprechpartner für die Vielzahl an Themen zur Energieerzeugung, um das Ziel der Klimaneutralität in Zukunft zu erreichen. Wir wollen unser vorhandenes Know-how zum Wohle unserer Stadt und seinen Bürgerinnen und Bürger einsetzen. Und wir wollen anpacken, weil Klimaneutralität keine Vision oder Fiktion ist, sondern Realität werden soll. Das möglichst unabhängig von einer vorgegebenen Jahreszahl, vielmehr zu einem realistischen und machbaren Zeitpunkt. Es geht nicht darum, ob wir 2035 oder 2045 unsere Stadt und die Region klimaneutral gestellt haben. Vielmehr geht es darum nun anzufangen, die Weichen zu stellen, ein Konzept zu erarbeiten und die Ärmel hochzukrempeln. Es ist und bleibt ein gewaltiges und ehrgeiziges Ziel, verbunden mit unzähligen Projekten und Dingen, die auf den Weg gebracht werden müssen. Nicht zuletzt müssen hohe Investitionen getätigt werden, die sich aber über Jahrzehnte hinweg gesehen auf jeden einzelnen von uns verteilen. Aber wir spüren eine unglaubliche Energie auf allen Ebenen und diese Energie wollen wir nutzen und zu einem gemeinsamen Projekt bündeln.»