17.12.2021

„Es schwingt eine große Portion Wehmut mit“

Nach 22 Jahren endet zum Jahreswechsel eine Ära: Ulrich Köngeter scheidet als Geschäftsführer des SVS-Konzerns aus. Im Interview blickt Köngeter auf spannende Jahre zurück.

Der neue und der scheidende Geschäftsführer: Gregor Gülpen (links) und Ulrich Köngeter (rechts).

Herr Köngeter, ein Stabwechsel steht bei der SVS an. In wenigen Wochen werden Sie als Geschäftsführer des SVS-Konzerns ausscheiden und ihr Büro an Gregor Gülpen übergeben. Wie werden Sie die letzten Wochen gestalten?

„Ich befinde mich in einem absoluten Endspurt. In allererster Linie möchte ich die Geschäfte an meinen Nachfolger Gregor Gülpen gut übergeben und absolviere derzeit gemeinsam mit ihm zahlreiche Termine. Aber ich muss zugeben, dass es mir in den vergangenen Monaten schwerfiel zu realisieren, dass nach so einer langen Zeit zum Ende des Jahres Schluss ist.“

Wieviel Wehmut schwingt in diesen Tagen mit?

„Es schwingt eine große Portion Wehmut mit, das gebe ich gerne zu. Es waren immerhin 22 Jahre, in denen ich die Geschäfte der Stadtwerke Villingen-Schwenningen GmbH geführt habe. Es waren Jahre mit vielen Höhen und Tiefen und ich habe, so denke ich, die finanziellen Erwartungen der Gesellschafter über all die Jahre hinweg erfüllen können. Diese positiven Jahresergebnisse waren nur durch die Mithilfe einer sehr guten Belegschaft möglich, das sei hier auch deutlich gesagt. Ich mache aber auch keinen Hehl daraus, dass ich zum 50-jährigen Jubiläum der SVS gerne noch in Funktion gewesen wäre.“

Gehen wir nicht auf den letzten Arbeitstag ein, blicken wir lieber zurück auf Ihren ersten Arbeitstag bei der SVS vor 22 Jahren. Welche Erinnerungen haben sie noch an diesen Tag?

(lacht) „Ohje, kann ich da nur sagen. Ich weiß, dass mein erster Gedanke war: Wo bin ich denn hier gelandet? Es war der Tag, an dem mein Vorgänger Herr Dr. Schlenker verabschiedet wurde und die Belegschaft hatte sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: Zusammen mit seiner Frau wurde er von seinem Wohnhaus mit einer weißen Kutsche zur Verabschiedung abgeholt. Die LKW-Halle war leergeräumt und es gab eine große Abschiedsfeier für das Ehepaar Schlenker. Ich saß dort mittendrin und habe mir still und heimlich gedacht: Das kann ja heiter werden.“

Von außen betrachtet sind und waren sie Chef der Stadtwerke, aber ihr Aufgabengebiet war ja um einiges umfangreicher. Wie vielschichtig ist der Posten als Geschäftsführer des SVS-Konzerns?

„Es ist ein sehr interessanter und vielschichtiger Job. Angefangen von den gesetzlichen Grundlagen zum GmbH-Recht und dem Gesetz der kommunalen Zusammenarbeit bei unseren angeschlossenen Zweckverbänden und natürlich auch das Haushaltsrecht der jeweiligen Gemeinden. Da sprechen wir von einer sehr großen Bandbreite an Themen, die einem im Alltag begegnen. Wichtig ist sicherlich auch, dass man komplexe Zusammenhänge mit einfachen und verständlichen Worten erklären kann.“

Was waren für Sie die Meilensteine in den zurückliegenden 22 Jahren?

„Ein großer Meilenstein war sicherlich, dass wir 2004 ein einheitliches Stromnetzgebiet in Villingen-Schwenningen geschaffen haben. Auch die Anbindung von Pfaffenweiler und Obereschach an unser Netz war entscheidend, sodass unser Strom- und Gasnetz seitdem deckungsgleich mit der Gemarkung der Stadt Villingen-Schwenningen ist. Strategisch waren zwei weitere Weichenstellungen enorm wichtig für die künftige Ausrichtung der SVS. Zum einen die Einbindung der Thüga AG und zum anderen die eigene Beteiligung der SVS an der Thüga. Diese Beteiligung ist nicht nur strategisch wichtig, sondern mit jährlich 1,5 Millionen Euro trug sie entscheidend zu den positiven Ergebnissen der letzten Jahre bei. Ein weiterer Meilenstein war die Veräußerung der defizitären Parkhäuser in Villingen-Schwenningen.“

Welche Rolle kann die SVS als Stadtwerk von Villingen-Schwenningen in der Zukunft spielen?

„Der Abgesang auf die Stadtwerke im Allgemeinen hält nun schon seit vielen Jahren an und hat mich bereits in meinen Anfängen begleitet. Zugegeben, in den letzten Jahren mussten wir unsere Rolle als Stadtwerk finden, um neue Geschäftsfelder zu generieren. Geschäftsfelder, die die sinkenden Margen im Bereich von Strom und Gas kompensieren können. In den letzten Jahren hat aber auch bei den Verbrauchern ein Umdenken stattgefunden und der Trend geht zu regionalen Produkten und Dienstleistungen. Das betrifft nicht nur Produkte des täglichen Bedarfs, sondern auch die Energieversorgung. Ich glaube der Verbraucher besinnt sich immer mehr darauf und will wissen, woher sein Strom kommt. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren noch weiter verstärken und das Thema Energiewende sorgt hier noch für einen weiteren Schub. Und genau hier sehe ich die Zukunft der Stadtwerke. Hier gilt es mit Qualität zu punkten und ein möglichst breites Spektrum gerade auch im Dienstleistungssektor abzudecken.“